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Geschichte
“Hoc erat in votis”. Es galt, ein Gelübde zu erfüllen, und so ging das Lehensgut Policoro, das seit dem 14. Jahrhundert zum Besitz der Familie San Severino gehört hatte, im 17. Jahrhundert als Schenkung an die Jesuiten über. Doch deren Rechte sollten nicht lange währen; bereits im Jahr 1772 bemächtigte sich ihrer das Königreich beider Sizilien. Das Gut Policoro wurde zur Versteigerung angesetzt, auf diesem Weg erwarb es die Fürstin Maria Grimaldi di Gerace.
Im Monat Mai 1893 schließlich sahen sich die 275 Bewohner dem letzten neuen Lehnsherrn gegenüber, Baron Luigi Berlingieri di Crotone. Diesem blieb sein Kauf erhalten, bis ihn die Bodenreform in Apulien und der Basilicata zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts der 5625 Hektar Grundbesitz enteignete.
Das Land sollte nun eine Zeit entscheidender Veränderungen erleben. Der Sieg des DDT über die Malaria machte den Weg frei für zukunftsweisende Projekte; Entwässerungsanlagen wurden gebaut, Wälder abgeholzt und der Landbesitz neu geordnet. Man legte Gutsstraßen an, baute Schulen, Kindergärten und eine Kirche und richtete eine Arztpraxis ein. 700 etwa sechs Hektar große Landgrundstücke entstanden, samt Häusern, Brunnen und Unterständen für Vieh und Gerätschaften, und das Amt für landwirtschaftliche Entwicklung teilte sie den Landwirten der Provinzen Matera und Potenza und der Nachbarregion Apulien zu.
Von den ursprünglich 5625 Hektar Grundbesitz unseres Guts waren nach der Enteignung noch 150 Hektar übriggeblieben. Sie wurden zu gleichen Teilen zwei unterschiedlichen neuen Besitzern übereignet: Eine Hälfte des Grundstücks ging mit der Vorgabe, einen Betrieb zu experimentellen und landwirtschaftlichen Forschungszwecken einzurichten, an die Universität Bari, während man die andere dem Dritten Orden der Franziskaner zuwies, (den italienischen Minderen Brüdern,) den “Frati Minori”. Die Ordensbrüder sollten sich der Aufgabeannehmen, einen landwirtschaftlichen Lehrbetrieb aufzubauen und Ausbildungsplätze zu schaffen für die Waisen der Gegend und die Söhne der neu angesiedelten Landwirte.
Der Verwirklichung der Idee von der “Lehr-Fattoria” gab sich mit Leib und Seele der inzwischen verstorbene Pater Teodoro Buonfiglio hin; mit allen Kräften hatte er sich für die Vergabe des Grundstücks an den Dritten Orden eingesetzt.
Und es begann zu wachsen, was der Pater so gerne als “Villaggio Sant'Antonio” vollendet hätte.
Auf die Zuweisung des Lands an die Frati Minori folgten aufopferungsvolle Jahre; doch mit unermüdlicher Hartnäckigkeit erreichte Pater Teodoro große Ziele: ein Gebäude mit ca. 1300 qm Fläche entstand, in dem die Schule für die jungen angehenden Landwirte untergebracht werden sollte, Stallungen wurden gebaut, Lagerhallen und Vorratsräume für die Lebensmittel. Pater Teodoro setzte die Bodenreform im Kleinen fort, und bald gab es einen stattlichen Bestand an Milchkühen auf der Fattoria, einen jungen Olivenhain von beachtlicher Größe und einen kleinen Pfirsichgarten.
Drei Jahre waren vergangen, und der Traum des Paters schien seiner Erfüllung nahe, als ihm das Amt für landwirtschaftliche Entwicklung ein abruptes Ende bereitete. Es versagte der Initiative alle weitere Unterstützung, und die jungen Auszubildenden blieben aus. Dem nimmermüden Arbeiter und begnadeten Landwirt Pater Teodoro Bounfiglio, der all seine Kraft eingesetzt hatte, um ein widerborstiges Land zu zähmen, es fruchtbar zu machen und seine Bestimmung zu veredeln, sollte es nicht vergönnt sein, sich an den Früchten seines Schaffens zu freuen. Viel zu früh kam er bei einem Autounfall ums Leben.
Unter M.R.P. Faustino Caruso übertrug die Franziskanerprovinz Salerno-Lukanien, Eigentümerin des landwirtschaftlichen Betriebs Villaggio Sant'Antonio, seine Leitung 1973 den Großeltern der heutigen Besitzerinnen. Doch schon drei Monate nach seiner Ankunft in Policoro verstarb der Großvater väterlicherseits, Pasquale Benevento, im Alter von erst 56 Jahren. Und so übernahm der Vater der Schwestern Benevento die Führung des Guts. Er hatte ein großes Ziel: Die Arbeit für sein Land, die Pater Teodoro Bonfiglio einst mit so großer Leidenschaft begonnen hatte, sollte fortgesetzt werden. Bis zum heutigen Tag hat er ihr dreißig Jahre seines Lebens gewidmet. Denn er liebte und liebt dieses herrliche Land, so, wie es Pater Teodoro einst geliebt hat.
Den Franziskanerbrüdern war die große Liebe der Familie Benevento, ihre Leidenschaft für den Traum vom Villaggio Sant'Antonio, nicht verborgen geblieben. Und so erhörten sie den innigen Wunsch der Schwestern und verkauften ihnen das Gut.
30 Jahre sind seither vergangen, und das Land hat sein Gesicht verändert. Das Gut erlebte den Übergang von der Tierhaltung zum Gemüseanbau, und im Jahr 1995 schließlich, dem Rat von Agrartechnikern und Funktionären der “General Fruit” Ravenna zufolge, die Anpflanzung von Obstbäumen auf allen Anbauflächen der “Azienda”. Dank der wertvollen Mitarbeit der Obstbauexperten aus der Romagna, und nicht zuletzt als Frucht der Ausdauer und Beharrlichkeit seiner Besitzerinnen, wuchs im landwirtschaftlichen Betrieb “Villaggio Sant'Antonio” ein großer Obstgarten heran, in dem Pfirsiche, Aprikosen und Zitrusfrüchte gedeihen. Als letzte Aufgabe wartete die Restaurierung des großen Hauptgebäudes mit seinen 1300 qm Fläche. In einem Teil der Räume sollte ein Agritourismus entstehen.
Und so gestaltete man im Erdgeschoß einen großen behaglichen Raum und richtete ein charakteristisches Restaurant mit modern ausgestatteter Küche ein. Die kleine Kirche, die Pater Teodoro geschaffen hatte, wurde renoviert und vergrößert. Im ersten Stock entstanden sieben gemütliche Gästezimmer mit Schlafplätzen für jeweils 2-3 bzw. 4 Personen, die den Gästen den Komfort von Klimaanlage und Fernsehgeräten bieten.
Wie der Vater der Besitzerinnen zu sagen pflegt, ist Vieles getan worden, doch Vieles bleibt auch noch zu tun, denn Pater Teodoros Traum, der seit 1973 auch der seine ist, soll Wirklichkeit werden.
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